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Prävalenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland

20.10.2017
 - Dr. Michael Matlik

Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellen in Deutschland die häufigste Todesursache dar.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellen in Deutschland die häufigste Todesursache dar.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellen in Deutschland die häufigste Todesursache dar. Im Jahr 2011 verstarben daran 342.233 Menschen, davon 145.555 Männer und 196.678 Frauen. Das sind 40,2 % aller Todesfälle. 92 % der an einer Krankheit des Herz-Kreislauf-Systems Verstorbenen waren 65 Jahre und älter. Mit weitem Abstand, allerdings mit erheblichen Zuwächsen, folgen Krebserkrankungen als Todesursache: 221.591 Menschen, davon 119.755 Männer und 101.836 Frauen verstarben im Jahr 2011 an dieser Erkrankung. Das sind 26,0 % aller Todesfälle.

Innerhalb der großen Gruppe der Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist die koronare (ischämische) Herzkrankheit (KHK) die wichtigste Untergruppe. An der KHK sind im Jahr 2011 allein 65.723 Frauen und 67.403 Männer gestorben. Jährlich erleiden ca. 300.000 Menschen in Deutschland einen Herzinfarkt.  Daran verstarben im Jahr 2011 insgesamt 55.286 Menschen, also 16,2 % der an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung Verstorbenen bzw. 6,5 % aller Todesfälle, davon 55,6 % Männer und 44,4 % Frauen. 

Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland

Man geht in Deutschland von 3,16 Millionen Männern und 2,34 Millionen Frauen aus, die von einer KHK betroffen sind. Die aktuelle „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS: www.degs-studie.de) weist auf, dass 9,3 % der Deutschen zwischen 40 und 79 Jahren (6,4 % der Frauen und 12,3 % der Männer) eine KHK haben (Prävalenz). Davon haben etwa 2,5 % der Frauen und 7 % der Männer einen Herzinfarkt überlebt. Im Jahr 2009 wurden in Deutschland 664.096 Menschen wegen einer KHK in ein Krankenhaus eingeliefert, davon 208.467 wegen eines Herzinfarkts (5).

Mortalität rückläufig

Sowohl die absolute Zahl der Todesfälle infolge einer Herz-Kreislaufkrankheit (Mortalität) und dabei insbesondere der tödlichen Herzinfarkte als auch die Häufigkeit der Todesfälle in den verschiedenen Altersgruppen (Sterbeziffer) sind seit Jahren rückläufig. Zurückgeführt wird dies u. a. auf eine verbesserte Akutbehandlung, eine leitlinienkonformere Behandlung der chronischen Erkrankung sowie einer Verbesserung des Risikofaktorenprofils in der Bevölkerung. Die Entwicklung stellt sich in den Untergruppen jedoch sehr unterschiedlich dar: während die Sterbeziffer insbesondere bei den Herzinfarkten, der Herzinsuffizienz und den angeborenen Fehlbildungen tendenziell zurückging, nahm sie bei den Herzklappenkrankheiten und den Herzrhythmusstörungen tendenziell zu.

Anstieg Häufigkeit der KHK mit zunehmenden Lebensalter

Die Häufigkeit der KHK steigt mit zunehmendem Alter stark an. Daher kann es angesichts der gegenwärtigen Veränderung der Bevölkerungsstruktur (Zunahme des Anteils älterer Personen infolge steigender Lebenserwartung und niedriger Geburtenrate) trotz insgesamt sinkender Sterblichkeit wieder zu einem zahlenmäßigen Anstieg der KHK und der dadurch bedingten Todesfälle in der Bevölkerung kommen.

Waren früher Männer häufiger als Frauen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen, hat sich dies mittlerweile ausgeglichen. Allerdings wird bei Frauen der Häufigkeitsgipfel des akuten Herzinfarkts (ca. 76 Jahre) etwa 10 Jahre später erreicht als bei Männern (ca. 66 Jahre). Bei der Sterbeziffer der Herz-Kreislaufkrankheiten nimmt Deutschland im europäischen Vergleich einen Mittelplatz ein.

Todesfälle durch Herzinsuffizienz

Experten gehen von einer steigenden Zahl der Todesfälle durch Herzinsuffizienz aus. Sie war bei Männern im Jahr 2011 die fünfthäufigste Todesursache (14.807 Fälle) nach KHK (33.482 Fälle), Bronchien-/Lungenkrebs (29.627 Fälle), akutem Myokardinfarkt (28.621 Fälle) und sonstigen chronisch obstruktiven Lungenkrankheiten (14.970 Fälle). Bei Frauen lag die Herzinsuffizienz mit 30.621 Todesfällen sogar an zweiter Stelle nach der KHK (37.075 Fälle), vor dem akuten Myokardinfarkt (23.492 Fälle) und dem Brustkrebs (17.815 Fälle) (1). Die 1-Jahressterblichkeit der Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz reicht von ca. 10 % bis 50 %, abhängig vom Schweregrad der Erkrankung, vom Zeitpunkt der Diagnosestellung und von der Umsetzung leitliniengerechter therapeutischer Maßnahmen.

KHK, Klappenkrankheiten, Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und angeborene Fehlbildungen am Herzen machten im Jahr 2010 insgesamt 1.532.215 (2009: 1.498.090) Entlassungsdiagnosen der Krankenhäuser aus. Bei den Entlassungsdiagnosen liegt die KHK  mit 665.737  Fällen (2009: 664.096) an erster Stelle, gefolgt von Herzrhythmusstörungen (398.579 Fälle, 2009: 377.721) und der Herzinsuffizienz (371.335 Fälle, 2009: 363.662).

Volkswirtschaftliche Bedeutung der Herz-Kreislaufkrankheiten

Durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen entstanden dem deutschen Gesundheitswesen im Jahr 2008 Kosten in Höhe von 37 Milliarden Euro. Das sind 14,5 % der gesamten Krankheitskosten in Deutschland. Im Zusammenhang mit den Berechnungen der Krankheitskosten werden krankheitsbedingte Ausfälle der Erwerbstätigkeit der Bevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren in Form von verlorenen Erwerbstätigkeitsjahren berechnet. Im Jahr 2008 verlor Deutschland 382.000 Erwerbstätigkeitsjahre infolge von Arbeitsunfähigkeit, Invalidität und Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Die Deutsche Rentenversicherung wendet etwa 10 % ihrer Leistungen, das sind rund 350 Millionen Euro,  für medizinische Rehabilitation bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf.

Herz-Kreislaufkrankheiten in der Deutschen Rentenversicherung

In Deutschland gelangen nach wie vor die meisten an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leidenden Patienten in eine stationäre, zunehmend auch in eine ganztägig ambulante kardiologische Rehabilitation (ca. 12 %), die überwiegend als Anschlussheilbehandlung (AHB) in Anspruch genommen werden (ca. 66 %). Durch die #Deutsche Rentenversicherung (DRV) erfolgten im Jahr 2010 87.000 medizinische Rehabilitationen (ohne Kinderrehabilitation und ohne Mischfälle) aufgrund von Herz-Kreislaufkrankheiten für Menschen im erwerbsfähigen Alter. Das sind 9 % von insgesamt 960.730. Damit sind diese die viertgrößte Indikation nach den orthopädischen (36 %), psychischen (18 %) und onkologischen Erkrankungen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass hierbei nur die im erwerbsfähigen Alter erkrankten Männer und Frauen erfasst werden.

Sowohl bei der stationären als auch der ambulanten Rehabilitation von Patienten im erwerbsfähigen Alter mit der Hauptdiagnose „Herz-Kreislauf-Erkrankung“ überwiegt mit fast 44 % die KHK. Es zeigen sich allerdings erhebliche geschlechtliche Unterschiede. Während bei den Männern die Indikation „KHK“ überwiegt, liegt sie bei Frauen an zweiter Stelle nach den zerebrovaskulären Erkrankungen (Erkrankungen, die durch Veränderungen der Blutgefäße im Gehirn entstehen).

Das Durchschnittsalter beträgt 52,3 Jahre für die stationäre Leistung und 50,7 Jahre für die ambulante. Nur ein Viertel der Rehabilitanden sind weiblich, was darauf zurückzuführen ist, dass Männer im erwerbsfähigen Alter häufiger von einer KHK betroffen sind als Frauen. Nimmt man die zerebrovaskulären Erkrankungen heraus, ist die KHK mit durchschnittlich 66,5 % noch dominanter.

Bei der kardiologischen Rehabilitation der DRV-Versicherten im erwerbsfähigen Alter lassen sich zusammenfassend folgende Besonderheiten feststellen:

  • Das Verhältnis der Akutereignisse zu einem chronischen Krankheitsbild beträgt 1 zu 2
  • Bei den Akutereignissen wird zu 61 % ein Nicht-ST-Hebungs-Infarkt (NSTEMI) und in 26 % ein ST-Hebungs-Infarkt (STEMI) diagnostiziert.
  • Innerhalb der Diagnosegruppe „chronische koronare Herzkrankheit“ leiden Männer mit 31,4 % am häufigsten an einer koronaren Dreigefäßerkrankung, gefolgt von der Eingefäßerkrankung (24 %). Frauen leiden mit 33,5 % am häufigsten an einer Eingefäßerkrankung, gefolgt von der Dreigefäßerkrankung mit 21,7 %
  • Bei den Rehabilitanden nach kardialer Intervention erfuhren 44 % der Männer und 33 % der Frauen eine Bypassoperation. 24 % der Männer und 22 % der Frauen wurden mit dem Katheter behandelt. 27 % der Männer und 39 % der Frauen bekamen einen Herzklappenersatz.
  • Nur ein Viertel der Rehabilitanden ist weiblich. Das Durchschnittsalter der Rehabilitanden beträgt bei den Männern 52,9 Jahre, bei den Frauen 51,7 Jahre. 
  • Ambulante Rehabilitanden sind durchschnittlich etwas jünger: 51,6 Jahre bei den Männern, 49,7 Jahre bei den Frauen. Auch die Verteilung innerhalb des Spektrums der Indikationen ist in der ambulanten Rehabilitation anders als in der stationären Rehabilitation.

Quelle: Herzgruppenbetreuung in Theorie und Praxis. Ganzheitliche Rehabilitation bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Spitta Verlag 2014

Autor: Michael Matlik, Seite 17-24

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