Jeder vierte Mensch lebt mit einem Loch im Herzen. Während der ASD (Artiumseptumdefekt) ein angeborenes Loch zwischen rechtem und linkem Vorhof des Herzens ist, spricht man vom PFO (offenen Foramen ovale), wenn eine spaltartige Verbindung zwischen den beiden Vorhöfen vorliegt. Der ASD-Patient weiß oft nichts von seinem Herzfehler. Komplikationen entwickeln sich erst im Laufe der Zeit und werden nur bemerkt, wenn sich Symptome wie Kurzatmigkeit, Erschöpfung und Atemnot bei Belastung einstellen. Dagegen führt unbehandelt zum Herzversagen. Auch ein PFO ist potentiell gefährlich. Aus dem Blutkreislauf kann ein Blutgerinsel über das undichte Vorhofseptum in die Hirngefäße gelangen und der Patient erleidet einen Schlaganfall.
Wie wird ein ASD bzw. ein PFO diagnostiziert?
„Ein ASD wird häufig schon beim Abhören des Herzens im Rahmen einer Routineuntersuchung festgestellt“, erklärt Prof. Dr. med. Horst Sievert, Leiter des CVC Frankfurt (Cardio Vasculäres Centrum). „Die endgültige Diagnose ASD wird dann durch eine Ultraschall-Untersuchung gestellt. Für die Diagnose PFO bedarf es ebenfalls einer Ultraschall-Untersuchung, bei der mithilfe von Schallwellen die Herzstruktur und die Strömungsrichtung des Blutes untersucht werden. Beide Herzfehler, sowohl ASD als auch PFO können durch das Einsetzen eines sogenannten Schirmchens (Okkluder) mittels minimalinvasiver Herzkathetertechnik effektiv verschlossen werden.“ Professor Sievert und sein Spezialistenteam vom CVC Frankfurt legen ihren Schwerpunkt auf diese modernen minimal-invasiven Behandlungsmethoden.
Wie läuft so eine Behandlung mit dem Katheter ab?
„Zunächst wird die Einstichstelle zum Einführen des Katheters örtlich betäubt. Der Patient ist dabei in Sedierung“, schildert Professor Sievert den Eingriff. „In der Leiste wird der Katheter durch einen 2mm Hautschnitt in die Vene eingeführt und bis zum Herzen vorgeschoben. Unter Röntgendurchleuchtung und Ultraschall wird dann das Loch mit Hilfe eine Schirmchens verschlossen. Die gesamte Prozedur dauert in der Regel höchstens eine halbe Stunde.“
Macht ein Fremdkörper im Herzen mit der Zeit nicht Probleme?
Professor Sievert nickt: „Die metallischen Implantate bleiben ein Leben lang im Herzen des Patienten. Da kann es natürlich - wenn auch in seltenen Fällen - zu Komplikationen wie Erosion, Arrhythmien oder zu Thrombenbildung kommen. Grund genug für uns, die Neuentwicklung der CARAG AG in der Schweiz mit Spannung zu verfolgen. Wir haben den weltweit ersten Verschluss für Vorhofseptumdefekte, dessen Gerüst im Körper vollständig abgebaut wird, einer klinischen Prüfung unterzogen. Der CBSO (Carag Bioresorbable Septal Occluder), wie das Implantat heißt, ist der bedeutendste Fortschritt für diese Behandlungsart seit beinahe 30 Jahren.“
Was bedeutet klinische Prüfung in diesem Zusammenhang?
„Wir haben einer ganzen Reihe von Patienten mit ASD oder PFO implantiert. Die Wirkung des CBSO war von Anfang an vergleichbar mit der Wirkung der herkömmlichen metallischen Verschlüsse. Der einzige aber wesentliche Unterschied ist, dass die bisherigen Komplikationen, die sich durch die metallischen Verschlüsse ergeben haben, jetzt vermieden werden. Die bioresorbierbare Stützstruktur des neuen Implantats erweitert die Behandlungsmöglichkeiten von Patienten mit Herzfehlern. Wir haben Jahre auf so eine Lösung gewartet und ich bin froh, meinen Patienten diese Alternative bieten zu können.“
Wir bedanken uns bei Prof. Dr. Horst Sievert für die Erklärungen.
Quelle: Cardio Vasculäre Centrum Frankfurt (CVC), FutureConcepts